Wirtschaftssanktionen gegen Kuba unter der Obama Regierung. Quelle: Ein Artikel von Salim Lamrani Lehrbeauftragter auf der Universität Paris-Descartes und Paris-Est Marne-la-Vallée, erschienen bei voltairenet – Übersetzung Horst Frohlich.
Im Jahr 2008 kritisierte der Kandidat für die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten Barack Obama die US-Politik gegenüber Kuba und erklärte den amerikanischen Wählern seine Absicht, die Beziehung zwischen Washington und der Karibikinsel überprüfen zu wollen. Vier Jahre danach, konfrontiert der französische Universitätslehrer Salim Lamrani die Handlungen des Präsidenten mit dem Versprechen des Kandidaten.
Die Machtannahme des Präsidenten Obama in den Vereinigten Staaten im Jahr 2008 bedeutete einen Einschnitt im Stil der früheren Bush-Regierung gegenüber Kuba. Dennoch gelten trotz der Aufhebung mancher Reiseeinschränkungen, die Wirtschaftssanktionen, einschließlich jener von extraterritorialer Natur, weiterhin. Hier einige aktuelle Beispiele. Während des Wahlkampfes im Jahr 2007 hatte der Kandidat Barack Obama einen hellsichtigen Bestand über den veralteten Charakter der kubanischen Politik der Vereinigten Staaten gemacht. Einmal im Amt, äußerte er seinen Wunsch, “einen neuen Ansatz mit Kuba” suchen zu wollen. “Ich denke, dass wir die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba in eine neue Richtung bringen und ein neues Kapitel der Versöhnung einleiten können, das sich während meiner Amtszeit fortsetzen wird”, hatte er unterstrichen [1].
Obama hatte die Kuba Politik seines Vorgängers verurteilt, der die Reisen der exil-kubanischen Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten stark eingeschränkt hatte. “Es ist sowohl ein strategisches als auch ein humanitäres Problem.”
Diese Entscheidung hat… eine sehr tiefe negative Auswirkung auf das Wohlbefinden des kubanischen Volkes. Ich werde den Kuba-Amerikanern uneingeschränkte Rechte geben, damit sie ihre Familien besuchen und Geld auf die Insel schicken können”, hatte er versprochen [2].
Obama hielt Wort. April 2009 verkündete er die Aufhebung der im Jahr 2004 durch die Bush-Administration verhängten Beschränkungen für die in den Vereinigten Staaten lebenden Kubaner mit Familie auf der Insel, welche am 3. September 2009 in Kraft trat. Seitdem können die Kubaner in ihr Herkunftsland fahren so oft sie wollen und für einen unbegrenzten Zeitraum (gegen 14 Tage alle drei Jahre zuvor), und unbeschränkte Geldtransfers ihren Familien (gegen hundert Dollar im Monat zuvor) überweisen [3].
Extraterritoriale Anwendung der wirtschaftlichen Sanktionen gegen Kuba
Jedoch zögerte Washington nicht wirtschaftliche Sanktionen, einschließlich der extraterritorialen anzuwenden und verletzte damit ernsthaft das Völkerrecht. Tatsächlich sieht es vor, dass nationale Gesetzgebungen nicht exterritorial, d.h. über das Staatsgebiet hinaus gelten können. Somit kann das brasilianische Gesetz nicht in Argentinien gelten. Ebenso gelten die venezolanischen Rechtsvorschriften nicht in Kolumbien. Die US-Gesetze für Wirtschaftssanktionen gegen Kuba sind jedoch für alle Länder der Welt gültig.
In der Tat erhielt die niederländische Bank ING im Juni 2012 die größte Strafe die überhaupt seit Beginn der wirtschaftlichen Belagerung gegen Kuba 1960 diktiert wurde. Das Büro der Kontrolle von Auslandsvermögen (OFAC) des US-Finanzministeriums verurteilte diese Bank zu einer Geldstrafe von $ 619 Millionen für, unter anderem, Transaktionen in US-Dollar mit Kuba, mittels des US-Finanzsystem, zwischen 2002 und 2007 [4].
Das Finanzministerium hat auch die niederländische Bank gezwungen, ihre Handelsbeziehungen mit Kuba abzubrechen, mit der Ankündigung, dass “ING dem OFAC versicherte den Praktiken, die zur heutigen Vereinbarung geführt haben, ein Ende gesetzt zu haben.” So wurde einer Europäischen Bank von Washington verboten, jegliche kommerzielle Transaktion mit Kuba zu führen [5].
Die kubanische Regierung verurteilte diese neue extraterritoriale Anwendung von Wirtschaftssanktionen, die jeglichen Handel mit den Vereinigten Staaten (mit Ausnahme von Lebensmittelrohstoffe) verhindern, und die darüber hinaus das Haupthindernis für die Entwicklung von Kubas Handelsbeziehungen mit dem Rest der Welt sind. “Die Vereinigten Staaten haben einseitig die ING Bank sanktioniert, da sie mit ihren Tochtergesellschaften in Frankreich, in Belgien, in den Niederlanden und auf Curazao, finanzielle und kommerzielle Transaktionen mit kubanischen Entitäten abwickelte, die durch die kriminelle Politik der Blockade gegen Kuba verboten sind “, sagte die Pressemitteilung [6].
Adam Szubin, Direktor von OFAC nutzte die Gelegenheit, ausländische Unternehmen die Handelsbeziehungen mit Kuba haben zu warnen. Das Bußgeld “ist eine klare Warnung für jeden, der von der Nichtbeachtung der US-Sanktionen profitieren würde”, sagte er, und bekräftigte, dass Washington seine extraterritorialen Maßnahmen weiterhin geltend mache [7].
Andere ausländischen Unternehmen sind auch durch ihre Handelsbeziehungen mit Kuba sanktioniert worden. So hatte der multinationale schwedische Ericsson, im Bereich von Telekommunikation spezialisiert, für die über ihre Tochtergesellschaft mit Sitz in Panama ausgeführte Reparatur von kubanischem Material eines Wertes von $ 320 Millionen, in den Vereinigten Staaten eine Geldstrafe von $ 1,750 Millionen bezahlen müssen. Drei an diesem Fall beteiligte Mitarbeiter sind auch entlassen worden [8].
Am 10. Juli 2012 verordnete das Finanzministerium eine Geldbuße von 1,350 Millionen Dollar an die US-Firma Great Western Malting Co. für den Verkauf von Gerste nach Kuba, durch eine ihrer ausländischen Tochtergesellschaften von August 2006 bis März 2009. Humanitäres Völkerrecht verbietet jedoch jede Art von Embargo auf Rohkost und Arzneimitteln, auch in Kriegszeiten. Offiziell, sind Kuba und die Vereinigten Staaten nie in Konflikt gestanden [9].
In Frankreich wurden Mano Giardini und Valerie Adilly, zwei Direktoren des US-Reisebüros Carlson Wagonlit Travel (CWT), für den Verkauf von touristischen Paketen nach Kuba entlassen. Das Unternehmen riskiert eine Geldstrafe $ 38.000 pro verkauften Aufenthalt, was den Zorn einiger Mitarbeiter erweckte, die die Situation kaum verstehen. “Warum hat Carlson nicht die Kuba-Produkte vom Reservierungs-System zurückgezogen, da es nicht berechtigt war, sie zu verkaufen?”, fragte sich ein Angestellter [10].
In gleicher Weise wird CWT nicht mehr gestattet werden, auf Angebote für Reisen von der US-Regierung, die einen wesentlichen Anteil ihres Umsatzes ausmachen, zu reagieren. Die Führung von CWT hat sich zu diesem Thema geäußert: “Wir sind mit diesen Bedingungen verpflichtet, die US-Doktrin auszuführen, die Reisen nach Kuba verbietet, [auch] gegenüber Tochtergesellschaften”. So ist eine US-Tochtergesellschaft mit Sitz in Frankreich gezwungen, das amerikanische Gesetz über wirtschaftliche Sanktionen gegen Kuba zu respektieren, und verstößt damit gegen die geltenden nationalen Rechtsvorschriften. [11].
Google wird zensiert und ein Budget von 20 Millionen Dollar für die “digitale Demokratie”
Noch ungewöhnlicher, Wirtschaftssanktionen verbieten Kubanern die Verwendung bestimmter Funktionen der Suchmaschine Google, wie Google Analytics (was die Anzahl der Besuche auf einer Website und ihrer Herkunft zu berechnen ermöglicht), Google Earth, Google Destktop Search, Google Toolbar, Google Code Search, Google AdSense oder Google AdWords, und berauben dadurch Kuba des Zugangs zu neuen Technologien und zu vielen herunterladbaren Produkten. Das US-Unternehmen hat durch seine Vertreterin Christine Chen erklärt: “Dies war in unseren allgemeinen Geschäfts- und Nutzungsbedingungen geregelt. Sie können nicht Google Analytics in Ländern verwenden, die Embargos unterliegen “ [12].
Während Washington Google zwingt, die Verwendung von seinem digitalen Dienst auf Kuba zu beschränken und Havanna verbietet, eine Verbindung mit seinem optischen Internet Faserkabel herzustellen, hat das US-Außenministerium gleichzeitig angekündigt, dass es über die US-Agentur für internationale Entwicklung (USAID) die Summe von $ 20 Millionen “für Menschenrechtsaktivisten, unabhängige Journalisten und unabhängige Bibliotheken auf der Insel” reserviert, um unter anderem, die “digitale Demokratie” zu verbreiten. [13].
Die Obama Verwaltung, weit entfernt von “einer neuen Näherungsphase mit Kuba”, verhängt weiterhin wirtschaftliche Sanktionen, die alle Kategorien der kubanischen Bevölkerung, mit besonders anfälligen Kategorien wie Frauen, Kinder und ältere Menschen betreffen. Sie zögert nicht, ausländische Firmen unter Verachtung des Völkerrechts durch extraterritoriale Maßnahmen zu bestrafen.
Sie weigert sich auch, die einstimmige Aufforderung der internationalen Gemeinschaft zu hören, die im Jahr 2011, zum zwanzigsten Mal die Verhängung von einem anachronistischen, grausamen und unwirksamen Belagerungszustand verurteilt hatte, der das Haupthindernis für die Entwicklung der Nation ist.
[1] The Associated Press, « Obama Seeks ‘New Beginning’ With Cuba », 17 avril 2009.
[2] Barack Obama, « Our Main Goal : Freedom in Cuba »,The Miami Herald, 21 août 2007.
[3] Office of Foreign Assets Control, « Hoja informativa : Tesoro modifica reglamento para el control de bienes cubanos a fin de implementar el programa del Presidente sobre visitas familiares, remesas y telecomunicaciones », Treasury Department, 3 septembre 2009.
[4] Office of Foreign Assets Control, « Settlement Agreement ING », Department of the Treasury, juin 2012
[5] Ibid.
[6] Ministry of Foreign Affairs of Cuba, « Statement by the Ministry of foreign Affairs », 20 juin 2012.
[7] Ibid.
[8] Steve Stecklow & Bail Katz, « U.S. to Fine Ericsson in Panama $1,75 Million Over Cuba Shipments », Reuters, 24 mai 2012.
[9] Office of Foreign Assets Control, « Enforcement Information for July 10, 2012 », Department of the Treasury, 10 juillet 2012
[10] Jean da Luz, « Carlson Wagonlit Travel : l’embargo cubain fait tomber des têtes en France », Tourmag, 2 juillet 2012 ; Geneviève Bieganowsky. « Licienciements, Carlson redoute la perte des budgets voyages de l’administration US », Tourmag, 3 juillet 2012.
[11] Ibid.
[12] Michael McGuire, « Google responde a denuncias de Cuba », The Miami Herald, 20 juin 2012.
[13] Juan O. Tamayo, « Estados Unidos busca romper censura tecnológica en Cuba », El Nuevo Herald, 23 juin 2012.
8 Comments
Raimund Frenzel
Lieber H-i-G,
Es stimmt, wir sind nicht weit auseinander.
Jetzt noch einige kurze Anmerkungen:
Das die USA vor keinem Mittel zurückschreckt, ist seit den Atombombenangriffen auf Japan bekannt.
Sanktionen sind wie Würgegriffe beim Judo zu verstehen. Sie sollen dem Gegner die Luft nehmen, bis er sich ergibt oder wie eine reife Frucht in den Armen liegt. Sie sind eine Form des Krieges, ohne den Gegner zu zerstören. Das trifft natürlich die Wehrlosen besonders hart und heute spricht man dann von kollateral Schaeden.
Die ESM- Wette halte ich. Das Bundesverfassungsgericht wird den ESM Vertrag bestätigen, aber der Regierung sagen, dass sie die Normen einer tragbaren Finanzierung einhalten muss, wie schon in einem anderen Urteil geschehen.
Die Nadelstiche, die Kuba auch ohne die SU hätte setzen können, hätten für die USA im Süden Millionen das Leben gekostet. Es ist auch nicht nur die kubanische Luftwaffe, die das Leben für die USA gefährlich gemacht hätte. Aber klar ist auch, dass ohne die atomare Macht Russlands bzw. der SU wäre es für die USA leichter geworden.
Die Kubaner sind ihrer Arbeitskraft entwöhnt worden.
Jene, die jetzt in den USA leben, sind aufgrund ihrer Ausbildung und ihres Fleisses zur erfolgreichsten Latino- Einwanderergruppe geworden und haben die Afroamerikaner schon lange überholt.
Ich wäre ein Thor, mich als Kuba-Fachmann auszugeben. Das Märchen der Gebrüder Grimm kenne ich vom Hören und Sagen, ich werde bei Wiki nachlesen.
Kuba bleibe ich aufmerksam erhalten.
Bleib mir gewogen, Raimund
Raimund Frenzel
Lieber glücklicher Hans, zu Deinen Fragen:
1. Sanktionen. Diese wurden nur unwesentlich gelockert. Nachdem völkerrechtswidrigen Angriff in der Schweinebucht war klar, dass man die SU und somit such Kuba bekämpfen musste und das am besten mit dem Entzug eine wirtschaftliche Grundlage bilden zu koennen.
2. Bildung und Volksgesundheitsind immer nur dann ein Produktivfaktor, wenn man die Menschen dadurch produktiv macht. Fidel hat aber nur der Gegenteil gemacht. Er hat es geschafft, dass die Kubaner das Arbeiten verlernt haben. Sie die Entwicklung nach der Wiedervereinigung.
3. Wer das Geld fremder Menschen haben will, der muss auch ihre Ratschläge beachten, insbesondere dann, wenn er in der Vergangenheit bewiesen hat, dass er wirtschaftlich nichts drauf hat. Wer zahlt, bestimmt! Und hier waren es nur Ratschläge.
4. Wer seine Heimat verlässt, macht es nicht deswegen, weil es ihm dort so besonders gut gefällt. Denke mal an die Deutschen, die aus Baden, Württemberg und Hessen in die Neue Welt ausgewandert sind. Sie mussten entweder aus Glaubensgründen oder aus wirtschaftlicher Not ihre Heimat verlassen, weil die sogenannten Adeligen sie bis aufs Blut ausgesaugt hatten. Wenn die Masse der Bürger nicht mehr für ihre Heimat eintreten will, dann stimmt das Herrschaftssystem nicht mehr. Ein Staat. muss überzeugen, will er seine Bürger halten. Fidel hat nur seine Normenklatura unterstützt. Was nützt die beste Ausbildung, wenn man sie nicht benutzen kann.
5. Das kleine Kuba hatte mit SU-Unterstützung eine schlagkräftige Luftwaffe aufgebaut, die mit herkömmlichen Mitteln die USA sehr empfindlich hätte treffen können. Daher haben die USA es auch nie wieder versucht, Kuba anzugreifen. Nicht zu verwechseln mit unterwandern, dass versuchen sie heute noch!
6. Wie gesagt, durch die Sanktionen der USA war Fidel nie in der Lage hochmoderne Waffentechnik zu kaufen. Er war nur in der Lage, seine Wirtschaft fast auf den Nullpunkt herunterzufahren.
7. Ich weiss nicht, was Du willst! Wir haben noch nicht einmal den ESM. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das BVerfG dem zustimmen wird. Was unsere Politiker angeht, so wissen diese auch, dass das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Deutschland ist ohnehin schon am Ende seiner finanziellen Belastbarkeit angelangt. Wir sind auch keine Schicksalsgemeinschaft, sondern nur eine Interessengemeinschaft, die beim Geldverteilen anders tickt als eine Schicksalsgemeinschaft.
8. Was das Ableiten einer Geisteshaltung angeht, Spuk es einfach aus und verflüchtige dich nicht in Vermutungen.
9. Da du Kuba offensichtlich nicht kennst, gebe ich dir noch eine andere Baustelle auf: Die Herabsetzung und Benachteiligung der Afrokubaner gegenueber den Espaniolkubanern.. Es gibt nämlich nicht die Kubaner!
Bleib glücklich Hans!
hans-im-glück
Lieber Reimund,
ich sehe wir sind gar nicht soweit entfernt voneinander – einige Fragen bleiben doch:
zu 1. ich hoffe wir sind uns einig, dass Sanktionen, egal ob von einem Staat oder von mehreren (UN) “verhängt” (warum wohl dieses Wort?), kein probates Mittel sind, irgendwelche wie auch immer geartete politische oder wirtschaftliche Ziele zu erreichen – sie treffen immer nur die Unbeteiligten: Kinder, Kranke usw.
zu 2. von welcher Wiedervereinigung sprichst Du? doch nicht vom Anschluß der Täterää? Kuba wurde doch nicht wieder vereinigt.
Meinst du den Zusammenbruch des Sowjetimperiums?
Dass die Cubaner schon seit langem nicht unbedingt die Fleissigsten waren, liegt vielleicht nicht nur am Regime, sondern auch am Naturell? Und mit an den natürlichen Bedingungen dort (Klima, Lebensweise)?
zu 3. auf das “Geld fremder Menschen” (sprich Kredite) waren und sind sozialistische Staaten immer nur angewiesen, weil ein internationales Finanzsystem mit Hilfe seiner weltbeherrschenden Funktionen diese Staaten immer kurz vor dem Kollaps hält. Sagen Dir COCOM-Listen und ähnliches etwas? (siehe zu 1.)
zu 4. ich bin überzeugt, dass die deutschen Auswanderer in die Neue Welt nicht nur aus freien Stücken gegangen sind – siehe den Verkauf von Tausenden Landeskindern durch deutsche Fürsten (Hessen) seinerzeit.
Alles andere wende ich mal auf die BRD an: viele junge gut ausgebildete Menschen haben diesem Lande in den vergangenen Jahrzehnten den Rücken gekehrt – hat sie der Staat nicht überzeugt?
zu 5. ich bin sicher: ohne die sowjetische bzw. heute russische Kernwaffendrohung (die einzig realistische in der Welt) hätten die USA das kleine Kuba schon längst mit ein paar Atombomben “weggeputzt” – da hat man doch, wie Hiroshima und Nagasaki zeigen, keinerlei “Entscheidungsschwierigkeiten” in Washington D.C., oder?
Dagegen Kubas Luftwaffe? Soo modern und überlegen sind die Flieger nun auch nicht – ein paar schmerzhafte, aber nicht allzu wirksame Nadelstiche würden die USA locker wegstecken, stimmt’s?
zu 6. die US-Sanktionen waren, solange es die sog. “sozialistische Staatengemeinschaft” gab, nie ein Hindernis, modernste Waffen (natürlich aus dem eigenen Bereich) zu kaufen – heute sieht das freilich anders aus. Aber daran haben auch internationale Handelsmonopole, die den Zucker-Weltmarktpreis (nach wie vor Kubas Hauptexportartikel) nach Belieben manipuieren können, keinen geringen Anteil.
zu 7. ich weiss nicht, wovon Du träumst – wir haben den ESM, er ist beschlossene Sache, ist unwiderruflich und nicht gerichtlich einklagbar, es gibt keinen Ausstieg daraus, und er wird in Kraft treten – da wird auch kein Bundes”verfassungs”gericht etwas dran ändern – wetten?
Und von diesem Moment an wird für keinerlei andere Massnahmen mehr Geld da sein in der BRD – das wird alles der ESM schlucken…
Zu “unsere Politiker” zitiere ich Horst Seehofer: “Die die etwas zu entscheiden haben, sind nicht gewählt, und die die gewählt sind, haben nichts zu entscheiden.”
zu 8. respektiere ich JEDE Geisteshaltung, daher kommentiere ich sie meist auch nicht.
zu 9. während meines Studiums habe ich durch die enge Freundschaft mit einigen unserer kubanischem Kommilitonen vieles über Kuba und dessen Probleme erfahren – natürlich macht mich das nicht zum Kuba-Kenner wie Du – eine eigene Meinung dazu leiste ich mir aber doch. 😉
Ansonsten bin ich mit vielem einverstanden, was Du hier geschrieben hast und wünsche Dir alles Gute – bleib dem kleinen Land verbunden!
LG
H-i-G
P.S. das Grimmsche Märchen vom Hans im Glück kennst Du, oder? 😉
Raimund Frenzel
Ich habe Kuba von 1989 – 1998 ständig bereist und dabei Einblicke bekommen, die in diesem Bericht überhaupt nicht behandelt werden.
Bis 1992 wurde Kuba von der SU finanziell sehr gut unterstützt, so dass es dem Volk an nichts fehlte. Fidel konnte sein Socialismo o Muerte in die Welt blasen, um eine echte Leistung selberzu zeigen zu müssen. Diese finanzielle Unterstützung wurde aus zwei Ueberlegungen gespeist.
1. Kuba war der natürliche Flugzeugträger der SU um die USA mit nicht atomaren Mitteln Indie Knie zwingen zu können. Aus diesem Grunde wurde die kubanische Luftwaffe mit neuester Flugtechnik, wie die MIG 29 und 25 ausgeruestet, um im Ernstfall die Atomkraftwerke der USA angereifen zu können.
2. Kuba durfte für die SU einen Stellvertreterkrieg ausführen und die kubanischen Einheiten kämpften gegen die südafrikanischen in Angola.
Als die SU nicht mehr finanzierte, ging es mit Fidel schnell bergab. Die Wirtschaft brach ein und entwickelte sich zu einer Mangelwirtschaft ersten Grades. Natürlich taten die USA ein übriges dazu ,um Fidel zu schwächen und verhaengten Sanktionen, die sich auf die wirtschaftliche Eintwicklung verheerend auswirkten.
Zu diesem Zeitpunkt funktionierte auf Kuba die Ausbildung, das Gesundheitssystem, der Tourismus und die Partei. Bis auf den Tourismus alles nur Kostenverursacher.
Anstatt jetzt die Vorteile Kubas zu nutzen, wurde weiter auf Sozialismus gemacht und wirtschaftlich nichts weiterentwickelt. Fuer fremde Ratschläge waren die Verantwortlichen nicht empfänglich, denn sie wollten nur eine frei verfuegbare, finanzielle Wirtschaftshilfe. Aber sie fanden aus verstaendlichen Gründen keine Unterstuetzer in ausreichendem Masse.
Und so kam es wie es kommen musste: Viele fähige Köpfe flohen aus Kuba in die USA und mittlerweile leben dort rund 1,2 Mio Bürger.
Natürlich wurden diese Kubaner als Waffe gegen Fidel benutzt und zwar um den Amerikan Way of Life als fünfte Kolonne gegen die Fidel-Normenklatura einzusetzen. Das hat nicht funktioniert und ebenso auch nicht die Sanktionen.
Aber warum soll ein Land, wie die USA, Fidel unterstützen? Selber unfähig , die eigene Wirtschaft auf die Beine zu bringen, hätten diese vielleicht nur Waffen gekauft, um die USA in eine schwierige Lage zu bringen.
Wer Kuba helfen will, der muss das wehrlose Volk von seiner Normenklatura befreien und verhindern, dass die USA eine zu grossen Einfluss auf Kuba haben. Ein aeusserst schwieriges Unterfangen.
Noch haben die Kubaner selber die Möglichkeit, ihre Wirtschaft auf Vordermann zu bringen. Aber.mit jedem Tag wo die Castro-Brüder noch das Sagen haben, schwindet diese Hoffnung.
Ob die verhängten US-Sanktionen im internationalen Recht bestand haben, ist noch nicht geklärt worden. Bisher hat sich noch kein Land deswegen ernsthaft beschwert.
Für Kuba wäre es ueberlegenswert, sich unter dem Schirm von Venezuela und Brasilien zu begeben, um eine tragfähige Demokratie zu entwickeln.
Maria Lourdes
Vielen Dank, genau solche Berichte brauchen wir, sehr gut, sagt Maria Lourdes!
Freiherr von Knicke
Die Kubaner haben gegenüber uns hier einen riesigen Vorteil – bis auf das Vorzeige-KZ Guantanamo – kein Yankee.
Also entfällt auch die segensreiche Wirkung, die von diesem Land ausgeht.
Auf diese Art der Unterstützung kann eigentlich jeder verzichten – IWF, Weltbank mit ihren notorischen Gaunern und Verbrechern und Mördern.
US-Sanktionen und internationales Recht??? Kein Land hat sich deswegen beschwert??
Das ist diesen Herren doch egel und die Frauen dort sind emanzipiert, männlicher als ihre Kollegen (Clinton, Rice, Albrecht).
Wenn wir die Frauen verdorben haben, dann haben wir die Welt verdorben (Jene).
Darum Frauen in die Politik – aber erst wenn sie “emanzipiert” sind.
Wer sich das Recht nimmt nationales Recht zu internationalisieren und jeden weltweit zu verhaften oder zu killen, der fragt nicht nach internationalem Recht.
Wenn es den Kubanern auch wirtschaftlich nicht gut geht , immerhin sie leben, können sie mit dem Kapital Jahrzehnte yankeefrei gelebt zu haben etwas anfangen.
Wir hier sind oder werden, dem Nizerschen Programm gemäß, diese Chance wohl nicht mehr haben – schau Dir die Menschen hier an.
Viele fähige Köpfe hier haben die Konsequenzen gezogen und haben sich vom deutschen Acker gemacht.
Demnächst können wir hier “70 Jahre Zitrone” feiern. /0 Jahre pressen – und immer noch kommt Saft.
hans-im-glück
Lieber Reimund,
ein sehr interessanter Bericht – danke!
Allerdings lassen einige Deiner Aussagen in mir Fragen aufkommen.
Meines Wissens haben die USA ihre Sanktionen nicht erst verhängt, als die SU zusammengebrochen war, sondern sofort nach der missglückten Schweinebucht-Aggression. Und haben diese auch nie wesentlich gelockert (ausser siehe oben). Kann das sein?
Wer Bildung und Gesundheit nur als Kostenfaktor sehen kann, dem fehlt ein ganz wichtiger Teil einer vernünftigen Weltsicht – das sind Produktivkräfte, oder?
Für fremde “Ratschläge” nicht empfängliche Menschen gibt es in aller Welt – wobei immer sehr genau zu betrachten ist, ob der Ratschlagende vielleicht nur seine eigenen Interessen im Visier hat, stimmt’s?
Dass die Flucht der fähigen Köpfe als eine “gesetzmäßige” Sache angesehen wird, zeigt doch nur, wie tief der Egoismus schon in unserer Psyche verankert ist – jeder Mensch ist doch in seinem Volk am glücklichsten, oder? Wer mal ein paar Jahre im Ausland gelebt hat, der wird das bestätigen.
Und die Geschichte aller Emigration weltweit hat gezeigt, dass daraus nichts wirklich langfristig Gutes entstehen kann…
“…hätten diese vielleicht nur Waffen gekauft, um die USA in eine schwierige Lage zu bringen” – Verzeihung – wie will das kleine Kuba die grosse USA in eine schwierige Lage bringen?
Und HABEN die “Fidels” denn anstelle von Medikamenten oder ähnlichem Wichtigem mal sinnlos Waffen gekauft?
Davon ist nichts bekannt – also sind Deine Spekulationen in dieser Hinsicht völlig haltlos – ich möchte daraus jetzt keine Geisteshaltung ableiten.
Was wir unter tragfähiger Demokratie zu verstehen haben, wird uns von unseren Politdarstellern gerade anhand vieler “Schirme” beigebracht, nicht wahr?
Möge Gott die Kubaner vor solcher “Demokratie” bewahren – lieber Castros statt Castors, ESM und EUdSSR!
kurspa
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