Stephen Gowans ist ein in Ottawa, Kanada lebender Autor und politischer Aktivist. Er pflegte eine regelmäßige Kolumne für Canadian Content zu schreiben und schreibt häufig Artikel für Media Monitors Network.
Früher betrieb Gowans seine Website What’s Left in Suburbia?, doch seit Februar 2007 veröffentlicht Gowans seine Analysen auf seinem Blog What’s Left?
In einem Artikel des Wall Street Journal vom 3. April, U.S. dials back on Korean show of force (USA drehen ihre Machtdemonstration in Korea zurück), enthüllten die Reporter Adam Entous und Julian E. Barnes, dass das Weiße Haus einen detaillierten Plan abgesegnet hat, das sogenannte „Playbook“, ein Drehbuch, mit dem die Spannungen mit Nordkorea während der amerikanisch-südkoreanischen Kriegsspiele eskaliert werden sollen.
Washingtons Drehbuch für die Provokationen gegen Nordkorea.
Ein Artikel von Stephen Gowans, übersetzt von Susanne Schuster, erschienen bei tlaxcala-int.org – Original: Washingtons-Playbook-for-provoking-North-Korea
Die immer noch andauernden Kriegsspiele, zu denen auch die Stationierung eines großen Aufgebots hochmoderner US-Raketen in Reichweite von Nordkorea gehört, haben bereits zu beträchtlichen Spannungen in Pjongjang geführt und stellen eine vom Koreaexperten Tim Beal sogenannte „subkritische“ Kriegsführung dar. Die zwei Monate langen Kriegsspiele, die gegen die Demokratische Volksrepublik Korea gerichtet sind und in ihrer Nähe stattfinden, zwingen das nordkoreanische Militär zur höchsten Alarmbereitschaft, was für ein kleines Land, dessen Wirtschaft schon von umfassenden Sanktionen erwürgt wird, ein strapaziöser und erdrückend teurer Zustand ist. [1]
Das „Playbook” war vom Pazifikkommando des US-Verteidigungsministeriums entwickelt worden, um die seit Anfang März laufenden Kriegsspiele zu ergänzen; laut dem Bericht des Wall Street Journal war es Gegenstand von Diskussionen bei mehreren hochrangigen Besprechungen im Weißen Haus. Im Plan vorgesehen waren Niedrigflüge von Bombern des Typs B-52 über die koreanische Halbinsel, die am 8. März stattfanden. Einige Wochen später warfen zwei Bomber des Typs B-2, die Atomwaffen tragen können, Raketenattrappen auf eine südkoreanische Raketenabschussrampe ab. Die Flüge wurden absichtlich am hellen Tag in niedriger Höhe durchgeführt, laut einem Beamten des US-Verteidigungsministeriums, um den beabsichtigten Droheffekt zu erzeugen. „Wir hätten nachts fliegen können, doch wir wollten, dass sie es sehen konnten.“ [2]
Einige Tage später stationierte das Pentagon zwei hochmoderne Kampfflugzeuge des Typs F-22 in Südkorea, ebenfalls Teil des inszenierten Plans zur Einschüchterung von Pjongjang. Entous und Barnes zufolge wusste das Weiße Haus, dass die Nordkoreaner mit Drohungen eines Vergeltungsschlags gegen die Vereinigten Staaten und Südkorea reagieren würden.
Am 29. März schrieb Barnes: „Beamte des Verteidigungsministeriums haben eingestanden, dass die nordkoreanischen Offiziere von den Bomberflügen vor allem wegen der Erinnerungen an die durch Luftanschläge bewirkte Zerstörung während des Koreakrieges so erregt waren.“ [3] In diesem Krieg vernichtete die Luftwaffe der Vereinigten Staaten jedes Gebäude, das höher als ein Stockwerk war. Außerdem warf sie mehr Napalm ab als später in Vietnam. [4]
Die Realität ist folglich das genaue Gegenteil der in den westlichen Massenmedien formulierten Darstellung. Washington hat nicht auf nordkoreanische Angriffslust und Provokationen mit einer Machtdemonstration reagiert. Im Gegenteil: Washington hat absichtlich eine Machtdemonstration geplant, um eine wütende nordkoreanische Reaktion zu provozieren, die dann als „Angriffslust“ und „Provokation“ etikettiert wurde. Die Provokationen, kaltblütig und berechnend geplant, kamen von der US-Regierung. Nordkoreas Reaktionen waren defensiv.
Westliche Journalisten, die sich schwer damit taten zu erklären, warum Nordkorea – ein militärischer Zwerg im Vergleich mit den Vereinigten Staaten – absichtlich einen militärischen Koloss provozieren würde, haben eine lächerliche Fiktion zusammengebastelt, der zufolge Pjongjang militärische Drohungen als Druckmittel benutzt, um finanzielle Hilfe vom Westen zu erbetteln, als Stütze für seine stagnierende, „schlecht verwaltete“ Wirtschaft. Die Rolle von Sanktionen und die permanente Bedrohung einer militärischen Invasion durch die USA werden als Erklärungen für Nordkoreas wirtschaftliche Misere beiseite gewischt.
Durch die Enthüllungen von Entou und Barnes passt die Geschichte nicht mehr. Die Nordkoreaner haben nicht ein Atomprogramm entwickelt, Geld in ihr Militär gesteckt und sind entschlossen dazu bereit, sich gegen die Aggressionen der USA und Südkoreas zu wehren, um sich Hilfe von Washington zu erschmeicheln. Sie haben dies vielmehr getan, um sich gegen kaltblütig kalkulierte Provokationen zu verteidigen.
Laut dem Wall Street Journal hat das Weiße Haus seine Provokationen zwischenzeitlich gebremst, aus Furcht, dass sie zu einer „Fehleinschätzung“ Nordkoreas führen könnten.
In der Gossensprache: Washington hat Nordkorea zu einem Feiglingsspiel aufgefordert und hat es abgebrochen als klar wurde, dass das Spiel vielleicht nicht den geplanten Verlauf nehmen würde.
1. Laut der koreanischen zentralen Nachrichtenagentur, 26. März 2013, “The amount of human and material damage done to the DPRK till 2005 totaled at least 64,959 854 million U.S. dollars.”
2. Jay Solomon, Julian E. Barnes and Alastair Gale, “North Korea warned”, The Wall Street Journal, 29. März 2013
3. Julian E. Barnes, “U.S. pledges further show of force in Korea”, The Wall Street journal, 29. März 2013
4. Bruce Cumings. The Korean War: A History. Modern Library. 2010.
9 Comments
Hans-im-Glück
Ergänzend dazu: E. Margolis zur strategischen Bedeutung Koreas.
http://www.antikrieg.com/aktuell/2013_04_15_korea.htm
Wolfgang Rosner
Danke für diesen Link.
Damit passt das aktuelle Geschehen nahtlos in das bekannte geostrategische Muster.
War nicht Nordkorea schon auf der bösen Achse von Bush und PNAC?
D. h. der Vorlauf zum aktuellen Konflikt beträgt ca 15 Jahre!
Das sollte ja wohl reichen, um die Kausalität eindeutig zu ermitteln. Und damit auch die Einflüsterungen zur Schuldfrage in den Presstituierten in das richtige Licht zu stellen.
Wolfgang Rosner
Das ist doch mal eine Deutung der Ereignisse, denen man folgen kann, ohne daß der Intellekt beleidigt wird…
Frank
Nord-Korea will endlich einen Friedesnvertrag haben, aber Rothschild U$rael will keinen Friedensvertrag. Die wollen Nordkorea von der Bildfläche pusten und den letzten Krümel an Bodenschätzen da noch rausholen. Krieg als Antwort ist schon immer die Antwort dieses Drachen gewesen. Man sollte sich dabei auch anschauen welche Länder ihre Kinder zum Internationalen Jugendcamp in Nord Korea schicken:
http://www.youtube.com/watch?v=0lapQ_cbsnU
Solveigh Calderin
Ist noch keinem aufgefallen, dass die USA sofort zurück ruderten, als China Verhandlungen forderte?
Vorher ist natürlich die chinesische Kriegsflotte vor der Küste der koreanischen Halbinsel aufgetaucht!
Die verlieren! An allen Ecken und Enden!
Darum haben sie auch das Bostoner Ereignis inszeniert!
Maria Lourdes
Ja Solveigh und wir sitzen in der ersten Reihe! Allerdings – ob dieses Privileg positiv zu betrachten ist? Da hege ich meine Zweifel – sagt mir mein flaues Bauchgefühl und das täuscht mich selten.
Liebe Grüsse und Frieden auf der Welt wünsche ich uns!
Maria Lourdes
Solveigh Calderin
Nein, dieses Privileg ist alles andere als positiv. Wir würden da – spätestens über dieses Verbrecherbündnis NATO – nämlich ganz schnell mit hineingezogen…
ABER: Ich sehe nicht, dass die beiden, China und USA, aufeinander losballern. Dafür sind die USA (innen- UND außenpolitisch) schon zu schwach. Es ist außerdem klar: Ist China im Krieg, ist Russland mit im Krieg. Das schaffen die USA nicht! Daran gehen sie endgültig und ganz schnell zugrunde – und das wissen sie.
Wegen dieser Schwäche mussten sie ja auch Boston inszenieren, um im eigenen Land jeden Unliebsamen, jeden Kritiker, jeden, der die Wahrheit verbreitet, „legal“ und „auf dem Boden des“ (sich vorher eigens zu diesem Zweck selbst geschriebenen) „Gesetzes“ zum Schweigen bringen zu können: in KZs, durch Folter und Mord.
Kennen wir?
Nun, dann wissen wir ja nun endlich auch, WER das in Deutschland damals installiert hat!
http://hesikamiscellaneous.wordpress.com/2013/02/20/hitler-war-eine-puppe-des-westens-im-spiel-gegen-das-russische-volk/
Auch ich wünsche uns allen von ganzem Herzen und aus tiefster Seele Frieden – überall auf unserer wunderschönen Erde!
Solveigh Calderin
Sie verlieren an allen Fronten! 🙂
haunebu7
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