Dieses Urteil regt an, die Geschichte der Sudetendeutschen einmal aus diesem Blickwinkel zu betrachten.
Neben dem Sudetenland lebten allerdings auch die Slowakei, die Karpatenukraine und das Hultschiner Ländchen in kolonialähnlichen Verhältnissen. Dieser Meinung war jedenfalls General M. R. Stefanik, der seine Heimat, die Slowakei, mit einer afrikanischen Kolonie verglich.
Von den imperialistischen Träumen der Tschechen zeugen übrigens auch die von Masaryk inspirierten Kuffner-Karten, die den „maßgeblichen Faktoren“ schon 1917 vorgelegt worden waren und auf denen sich das tschechische „Kolonialreich“ im Westen bis Regensburg und im Norden bis vor die Tore Berlins erstreckte.
Zu Recht geißelte daher die Kommunistische Partei der CSR 1930 auf ihrem VI. Parteitag den „Imperialismus der tschechischen Bourgeoisie“. Auch ist es interessant, dass ein deutscher Emigrant in Prag (F.W. Nielsen) 1939 Chamberlain in einem Offenen Brief vor der Befreiung des Sudetenlandes warnte, weil diese den Freiheits-willen auch der britischen Kolonien beflügeln könnte. Offenbar waren ihm Ähnlichkeiten aufgefallen (Nielsen, S. 92)!
Landnahme
Bei der Errichtung einer Kolonie wird in der Regel militärischer Zwang ausgeübt. Die militärische Besetzung des Sudetenlandes erfolgte von November bis Dezember 1918. Vereinzelt wurde Widerstand geleistet. Zu Gefechten mit Toten kam es in Wiesa-Oberleutensdorf (2 Tote), Gastorf bei Leitmeritz (2), Brüx (13), Mährisch Trübau (5), Kaplitz (1) und Znaim (1; Quelle: Witikobrief 1973,2, S. 1). Die Sudetendeutschen waren aber kriegsmüde und vertrauten auf die Anwendung des Selbst-bestimmungsrechtes bei der Friedenskonferenz. Auch fehlten viele wehrfähige Männer, die Italien den Tschechen zuliebe länger als nötig in Kriegsgefangenschaft gehalten hat.
Die militärische Landnahme wurde durch eine bürokratische ergänzt. Das Bodenreformgesetz vom 15.10.1919 ermöglichte, 31 % (=840.000 ha) des deutschen Grundbesitzes zu beschlagnahmen und zu 94 % an tschechische Neusiedler zu vergeben. Es entstanden überwiegend „Ergänzungswirtschaften“ (= Nebenerwerbssiedlungen bis 4 ha), die in einer Zeit der beginnenden Mechanisierung wirtschaftlich unsinnig waren (Worliczek, S. 190 ff.). Das Ziel war aber kein wirtschaftliches, sondern ein politisches, nämlich die Durchdringung deutschen Siedlungsraumes mit Tschechen.
Sprache
In jeder Kolonie wird die Sprache der Kolonialherren zur Amtssprache erhoben. Das geschah im Sudetenland am 19.02.1920 mit der Verabschiedung eines Sprachengesetzes. Staatsbeamte mussten sich einer Sprachprüfung „auf Abiturniveau“ (Wenzel Jaksch) unterziehen, was 100.000 Sudeten-deutschen die Stellung kostete.
Ausbeutung
Der Kolonialherr duldet „Eingeborene“ nur in untergeordneten, dienenden Stellungen. Das soeben erwähnte Sprachengesetz half weitgehend bei der Lösung auch dieses Problems. Zu einer besonderen Art der Ausbeutung (im Sinne Simoneks) kam es bei der Bewertung der österreichischen Kriegsanleihe. Sie wurde vom Nachfolgestaat CSR nicht anerkannt, jedoch bei der Festsetzung der Vermögenssteuer angerechnet! Ungerecht war auch die Gewinnverlagerung vieler Betriebe nach Prag. Während dort am Sitz der Zentralen die Steuern abgeführt wurden, trugen die sudetendeutschen Gemeinden die Soziallasten für die bei ihnen ansässigen Werktätigen (Schreitter-Schwarzenfeld, S.88).
Selbstbestimmung
Kolonialstatus und Selbstbestimmungsrecht schließen einander aus. Daher hat das tschechische Militär die Demonstration vom 4. März 1919 blutig unterdrückt. 54 Frauen, Männer und Kinder fanden dabei den Tod.
Eleganter verfuhr die Bürokratie: Sie untergrub systematisch die kommunale Selbstverwaltung, die der letzte den Sudetendeutschen verbliebene Freiraum war. Die Verwaltungsreform vom 1.1.1928 sah vor, dass bei den Bezirks- und Landesparlamenten ein Drittel der Abgeordneten und der jeweilige Vorsitzende vom Staat ernannt wurden. Diese Konstruktion konnte selbst in einem zu 80 Prozent deutschen Bezirk zu einer tschechischen Mehrheit führen! Die Mitarbeit deutscher Abgeordneter war auch eingeschränkt, weil die Verhandlungssprache Tschechisch war und jährlich nur vier Sitzungen stattfanden. In den Finanzkommissionen der Gemeinden wurde sogar jedes zweite Mitglied „von oben“ ernannt.
Im Übrigen machte das Dickicht der kommunalen Verwaltungsvorschriften eine Vielzahl von kleinen Nadelstichen möglich, die aufzuzählen zu weit führte. Erwähnt sei nur die Verstaatlichung der Gemeindepolizei und die notorische Unterfinanzierung der Kommunen aufgrund schleppender Arbeit der Finanzämter (Schreitter-Schwarzenfeld, passim).
Entkolonisierung?
Beim „normalen“ Kolonialismus trat ein, was F.W.Nielsen (s.o.!) vorhergesagt hatte. Wie aber ging es mit den Sudetendeutschen weiter? Nahm die Bevormundung nach dem Anschluss 1938 ein Ende? Einen Hinweis gibt Konrad Henlein schon bald danach in seiner Zeitung „Zeit“ mit dem Artikel: „So haben wir uns die Befreiung nicht vorgestellt“.
Als sein Stellvertreter, Dr. Fritz Köllner, einige reichsdeutsche Beamte, die „alle den Sudetengau als eine Art Kolonie behandelt hätten“, mutig ins „Altreich“ zurückschickte, galt er als Separatist und büßte es mit seiner Versetzung auf einen geringeren Posten (Geibel, S. 172). Seinen Nachfolger, den Reichsdeutschen Dennevort, bezeichnete das Ausland als „Zwingvogt des unzufrieden werdenden Sudetenlandes“. Henlein wurde derweilen als „Puppe“ angesehen, die alle Macht an die „Prussian Nazis“ verloren habe (Geibel, ebda. und 181 f.).
Endete die Bevormundung wenigstens nach der Vertreibung? Das zu untersuchen, sollte man sich lieber versagen! Angemerkt sei nur, dass eine Demokratie in der Lage sein müsste, auch die Rechte von Minderheiten zu berücksichtigen.
Quellen:
- Gebel, Ralf, Heim ins Reich, München 1999;
- Nielsen, Frederic Walter (wirklich Fritz Wallensteiner aus Stuttgart): Es begann in Prag, Freiburg 1984;
- Schreitter-Schwarzenfeld, Die Finanzwirtschaft der sddt, Gemeinden u. Bezirke 1918 bis 1938, München 1965;
- Worliczek, Camillo, Grundlagen, Grundsätze und Kritik der tschechoslowakischen Bodenreform, 1926
- Das Recht des Landwirtes in der tschechoslowakischen Republik. 1.Bd.
Linkverweise:
In Pilsen plant man ein Denkmal für „vertriebene“ Tschechen! Zur Erinnerung: Das Münchener Abkommen vom 29. September 1938 hat nicht die Abtretung der Sudetengebiete bewirkt, es ist vielmehr ein Vertrag zwischen den vier Großmächten zur technischen Durchführung der Abtretung des Sudetengebietes, über welche am 21. September 1938 eine Einigung zwischen Frankreich und England einerseits und der tschechoslowakischen Regierung andererseits erfolgt war. hier weiter
Sudetenland … wie es lachte – Jede Landschaft, Region oder Stadt hat ihren unverwechselbaren Charme, ihre charakteristische Sprache und ihren eigenen Humor, die sie so liebenswert machen. Sudetenland wie es lachte zeigt in Geschichten und Gedichten, in Erzählungen und Anekdoten die Region von ihrer humorvollen Seite. Ein Buch, das die Stärken und Schwächen der Sudeten stets mit einem kleinen Augenzwinkern betrachtet. hier weiter
Auf zur Brücke der Gemeinsamkeit! Mehr als 15 Millionen Menschen deutscher Volkszugehörigkeit wurden in den Jahren 1944 bis 1948 aus ihrer Heimat vertrieben. Mehr als zwei Millionen Menschen haben diese Vertreibung nicht überlebt. Hierbei handelte es sich um die größte ethnische Säuberung in der Menschheitsgeschichte. hier weiter
Die Vertreibung der Sudetendeutschen – Dokumentation eines Völkermordes – Ein Thema, das in Deutschland noch immer ein Tabu ist. Eine “erzwungene Wanderung” nannte es der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker oder von “humanen” Zwangsumsiedlungen ist die Rede, wenn es in Wirklichkeit um die Vertreibung der Deutschen aus den Provinzen Ost- und Westpreußen, Pommern, Schlesien und dem Sudetenland geht. Eine Vertreibung mit Genozidcharakter! hier weiter
Ach wie „glorreich“ war doch unsere „Befreiung“! Der 8. Mai 1945 wird von umerzogenen, geschichtslosen, unwissenden, verblendeten, ja von nahezu dummen Menschen als ein Tag der Befreiung gefeiert. Doch war es seinerzeit wirklich eine Befreiung, die da bzw. nach diesem Tag stattfand oder war es der Beginn einer systematischen, bereits bei Kriegsanfang geplanten Plünderungs-, Diebstahls-, Mord- und Vergewaltigungsserie? Die geschundene und durch den Bombenholocaust schwer dezimierte Deutsche Bevölkerung fühlte sich seinerzeit alles andere als befreit und jeder vernünftig denkende Mensch, der nur ansatzweise versucht sich in die Geschehnisse von damals realistisch hinein zu versetzen, wird unausweichlich zu dem Schluss kommen, dass die Alliierten alles andere als Helden und Befreier waren. hier weiter
Deutsche Opfer – Alliierte Täter 1945 – Der renommierte Autor, emer. Professor der Universität der Bundeswehr München, hat alliierte Verbrechen an Deutschen im Osten wie im Westen untersucht und zusammengetragen. Das Ergebnis ist eine wahre Schreckensbilanz: Terrorbombardements gegen deutsche Zivilisten, Vertreibung, Massenvergewaltigung, Nachkriegs-KZs, Hungerterror gegen Kriegsgefangene, Zwangseinsatz beim Minenräumen, Terror der Tito-Partisanen. hier weiter
Die Katastrophe der Vertreibung der Deutschen und ihre langfristigen Konsequenzen… – Es ist zu hoffen, dass die neue Generation der Historiker aus Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakaei, Ungarns, Sloweniens, Kroatiens, Serbiens und der Russischen Föderation die Vertreibung der Deutschen in ihrer geschichtlichen Tragweite – und Tragik – und damit den eigenen Teil an Verantwortung erkennt und anerkennt. hier weiter
Verbrechen an Deutschen, Deportation, Zwangsaussiedlung und ethnische Säuberung – Mehr als 15 Millionen Menschen deutscher Volkszugehörigkeit wurden in den Jahren 1944 bis 1948 aus ihrer Heimat vertrieben. Mehr als zwei Millionen Menschen haben diese Vertreibung nicht überlebt. Hierbei handelte es sich um die größte ethnische Säuberung in der Menschheitsgeschichte. hier weiter
Was essen Sie, wenn die Geschäfte geschlossen oder leer sind? Im Krisenfall werden die Supermärkte binnen weniger Stunden leer sein. Ein Lebensmitteldiscounter schlägt sein Sortiment in der Regel alle zwei Tage komplett um. Das Bundesamt für Zivilschutz empfiehlt seit vielen Jahren, dass jeder Haushalt über einen Vorrat von mindestens zwei Wochen verfügen sollte. Dabei geht die Behörde nur von lokalen Ereignissen wie einer Überschwemmung oder einem Lawinenabgang aus. Wir stehen aber vor weitaus größeren Gefahren durch die weltweite Finanzkrise. hier weiter
8 Comments
freidenker88
Da wundert man sich das nicht schon früher, vor 1939 militärisch vorgegangen ist und das es ohne Waffengewalt den Anschluss gegeben hat.
Und nicht nur in Tschechien gab es Greultaten sondern in Polen um ein viellfaches mehr.
Frank
Land geplündert und geschändet, doch des Besten nie beraubt,
Land der Sehnsucht, nie vollendet, Land, das an Vollendung glaubt,
hör die Stimme klaren Halles, hör die Stimme, die vergibt:
Deutschland, Deutschland über alles, über alles sei geliebt!
Wilhelm Prey
Waffenstudent
Polnisch – Tschechisch – eine Kunstsprache
1. Bis dato ging ich davon aus, dass man mich auf dieser Seite eher weniger mit Artikeln zu IHM beglückt. Solche Artikel haben immer einen fadenscheinigen Beigeschmack und erinnern mich zu sehr an Bild und Spiegel.
Hier mal ein „Spiegel“ für unsere Nachbarn:
“In Polen wurde noch unter König Jagel (Jagiello) weder im amtlichen Verkehr noch in der Literatur die polnische Sprache gebraucht; 1501 bei Johann von Ostrorog heißt es: “Wer in Polen leben will, soll polnisch lernen!” Im 16. Jh. wird die Bevölkerung mit allen Mitteln der Gewalt, mit Enteignung des Besitzes, Vertreibung und Mord gezwungen, die polnisch-glagolitische Sprache anzunehmen.”
… Kopernikus (Copernicus)., Begründer neuzeitlicher Himmelskunde, geb. 1473 in Thorn, gestorben 1543 in Frauenburg. Im Schloß Heilsberg arbeitete er seine neuen astronomischen Erkenntnisse aus. Kopernikus sprach und schrieb nur deutsch und lateinisch. Veit Stoß, 1450 bis 1533, arbeitete in Nürnberg und Krakau. Überlieferte Briefe an seine Mutter gibt es nur in deutscher Sprache. … Aus Nikolaus Kopernikus, der kein Wort polnisch sprach, machte Polen Mikolaj Kopernik, aus Veit Stoß wurde der Pole Wit Stowsz.”
Bevor man über einen winzigen Geschichtszeitraum eines anderen lästert, sollte man zuerst über sich selbst reden. Es empfiehlt sich für unsere Nachbarn vielleicht mal die eigenen Depeschen aus der Zeit zwischen London und seinem eigenen Diktator zu lesen. Oder vergleichen Sie doch einfach mal Zeitungen aus Deutschland mit Zeitungen aus Polen (zw. 1938 und 1939).
Der 2. Weltkrieg begann im Oktober 1938 mit dem Einfall Polens in die damalige Tschecheslowakei. Genauer gesagt hat Polen von 1919 bis 1939 nur 3 Monate Frieden mit seinen Nachbarn halten können. Wie sagt man so schön: „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen !“
2. Hallo, daß tschechisch eine Kunstsprache ist, geschaffen von der Kirche, wußte ich, mit polnisch, daß ist mir neu. Aber letzlich dient es der deutschen Spaltung und der Gestaltung von Kriegen.
Polskaweb kommt mal auf den Grund der Dinge.
Quelle: http://polskaweb.eu/kommentare/viewallreplies-289.html
Frank
@Waffenstudent
“2. Hallo, daß tschechisch eine Kunstsprache ist, geschaffen von der Kirche, wußte ich, mit polnisch, daß ist mir neu.”
Ist nicht NEU. Jede “slawische” Sprache ist ein Idiom.
http://www.theapricity.com/forum/showthread.php?12607-Slawenlegende-(Exposing-Pan-Slavic-lies)Else%20L%C3%B6ser
Zu Polen, hat Else Löser ein augenöffnendes Buch geschrieben.:
http://www.jrbooksonline.com/HTML-docs/Loeser%20booklet%202%20deutsch.htm
Joe
Ich habe in 30 Jahren lesen und Geschichtsforschung in keinem Bericht ,Roman ,Film , Horrorfilm, TV, je so etwas unglaublich grausames trauriges, bestialisches gegen Mensch und Tier begangen Gewaltverbrechen gesehen wie in den Augenzeugenberichten der Vertreibung vom Memelland bis bis nach Brünn. Es ist so Grausam das man das lesen einstellen muss und man unter Schock ins leere starrt ob der mörderischen Grausamkeit der unsere deutschen Großeltern und Eltern ausgesetzt waren. Ein Hohn das Befreiung zu nennen, wir kennen die Schuldigen die die Monster losgelassen haben.Das Grauen heißt Deutsche Vertriebene die nie ankamen. Im Geist derer die ankakamen sahs das Grauen. Worte koennen es nicht beschreiben, und kein Hollywoodler koennen es verfilmen.
wana
Das Sudetenland als tschechische Kolonie ?
Nicht nur das Sudetenland,sonder ganss Bömen und Mähren Leute
neuesdeutschesreich
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Edelwolf
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